Bienenpower in Afrika

In dem afrikanischen Land Kamerun leben die meisten Menschen in großer Armut. Vielen Familien stehen täglich weniger als zwei Euro zur Verfügung. Oft sind Frauen alleinerziehend und haben dabei viele Kinder zu versorgen. Für den Schulbersuch reicht das Geld nicht aus. Auf den kleinen Kakaoplantagen sind Kinder bereits im frühen Alter wichtige Arbeitskräfte.

Seit ca. zehn Jahren setzt der Deutschlehrer und Imker Josue Damatal und sein Verein Ntui Bee Friends sich dafür ein, die Lebenssituation dieser Frauen und Kinder im Umkreis der Stadt Ntui zu verbessern. Das Besondere daran ist, dass er es mit Bienenvölkern versucht. Angrenzende Regenwälder und Savannen bieten hierzu die allerbesten Voraussetzungen. Er bildet Frauen zu Imkerinnen aus.

Auf der Suche nach Unterstützern stieß Josue Damatal auf das Bienenprojekt der Gesamtschule Schlebusch. Zur gleichen Zeit suchte Reinhold Glüsenkamp, Leiter des Bienenprojekts der Gesamtschule Schlebusch, einen neuen Kooperationspartner in Afrika, um auf schulischer Ebene eine weitere Entwicklungszusammenarbeit mit Bienen aufzubauen. Seit Jahren hatte die Gesamtschule bereits Erfahrungen mit eigenen Bienenprojekten in Nicaragua und Burkina Faso gesammelt.

Die beiden Koordinatoren Damatal und Glüsenkamp verstanden sich sofort. Als Lehrer fühlten sich beide einer Bildung für nachhaltige Entwicklung verpflichtet und auch als erfahrene Imker brachten sie auf fachpraktischer Ebene die besten Voraussetzung mit, um ein Konzept zu entwickeln, das den Schutz der Bienen mit der Bekämpfung der Armut verbindet.

2019 war es dann soweit: Zusammen mit Horizontes e.V. und dem NaturGut Ophoven konnte das Hilfsprojekt in Kamerun gestartet werden.

Kommunikation auf Augenhöhe

Die Zusammenarbeit im Projekt ist von Vertrauen geprägt: Alle Vereinbarungen werden jedes Jahr nach einer gründlichen Evaluation aktualisiert und dem Entwicklungsstand angepasst. Die perfekten Deutschkenntnisse Damatls ermöglichen einen optimalen Informationsaustausch. Zahlreiche Bilder und Filmsequenzen geben einen detailierten Einblick in die Ausbildung der Imkerinnen. „Josue überzeugt mich nicht nur als Bienenschützer, Imker, Pädagoge und Entwicklungshelfer. In seiner Kommunikation ist er äußerst freundschaftlich zugewandt und immer positiv eingestellt,“ erklärt Reinhold Glüsenkamp.

Josue Damatal, Sohn eines Imkers und christlichen Pastors, liegt es ganz besonders am Herzen, mit dem Projekt den Schutz der Bienen gleichermaßen wie die Autonomisierung der Frauen voranzutreiben. Mit der Haltung von Bienen sollen Armut, Prostitution und Landflucht entgegengewirkt werden. „Die Frauen als Akteure zu haben, ist ein großer Vorteil, denn sie sind sparsam und besser organisiert als Männer. Wenn man sie unterschützt, unterschützt man zugleich ihre Familien.“

In den Filmaufnahmen sieht man vor allem den Enthusiasmus der Frauen. Marcéline Daksaf, einer von acht, die gegenwärtig unterstützt werden, ist begeistert von dem Projekt: „Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Es ist das erst Mal, dass ich von einem Projekt profitiere,“ sagt sie. Sie ist den deutschen Freunde dankbar für die Unterstützung. Für sie bedeutet die Imkerausbildung eine große Einkommensverbesserung. Sie will die Zahl ihrer Bienenstöcke bald vermehren um noch mehr Honig zu produzieren. „Ich wünsche mir außerdem ein Gemeinschaftshaus, in dem wir den Honig sammeln und verarbeiten und ihn und andere Bienenprodukte verkaufen“.

Bienenpower

Afrikanische Bienen haben ihre ursprüngliche Vitalität beibehalten. In Kamerun sammeln sie den Nektar aus den reichen Blütenangeboten des Regenwaldes und der Savanne. In ihrem Schwarm- und Abwehrverhalten übertreffen sie das Ausmaß ihrer Verwandten in Europa bei weitem. Die gefürchtete Varroamilbe kann ihnen nichts anhaben. All das, sind optimale Voraussetzunegn für den Erfolg des Bienenprojektes.

Bereits seit 2019 bildet Josue Damatal gemeinsam mit einem Kollegen die Frauen in der Haltung von Bienenvölkern aus. Die Erfolge sind bereits sichtbar. Die Selbständigkeit der Teilnehmerinnen nimmt Jahr für Jahr zu, genauso wie die Honigerträge. Mit den Einnahmen kann so der Schulbesuch der Kinder finanziert werden. Das Wohl der Kinder findet sich in dem Hilfskonzept auch noch an anderer Stelle. 2020 wurde ein Kinderclub geründet, der bereits den Kleinsten bei regelmäßigen Treffen die Welt der Bienen näher bringt.

Bienen und Entwicklungshelfer in der Schule

Finanziert wird das Projekt in Kamerun mit den Erlösen des Bienenprojektes der Gesamtschule Schlebusch und Spenden von Horizontes e.V.. Durch das Projekt erhalten die Kinder und Jugendlichen der Gesamtschule Schlebusch allerbeste Möglichkeiten, sich tatkräftig für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen. Seit 2011 gelingt es Schülerinnen und Schülern überzeugend, den aktiven Schutz von Bienen und Natur mit der Bekämpfung von Armut in der Welt zu verbinden. Exemplarisch erleben sie Bildung für nachhaltige Entwicklung in vielen wichtigen Bereichen. Seit 2013 wurden sie dafür wiederholt von der UNESCO ausgezeichnet.

Bereits 1992 hatte der Lehrer und Imker Reinhold Glüsenkamp Bienenvölker vom NaturGut Ophoven in den Innenhof der Gesamtschule Schlebusch gebracht. Längst ist daraus eine kleine Schulimkerei entstanden. Seit 2019 fließen die Gewinne des Honigverkaufs auch in die Finanzierung der Hilfe für Kamerun. Die Kooperation mit dem schulischen Eine Welt Verein „Horizontes“ ermöglicht von Beginn an eine Verdopplung der jährlichen Fördermittel. Grundlage dafür bilden die regelmäßigen Sponsorenläufe der Gesamtschule.

Unterstützer gesucht

Das Projekt soll weiter wachsen. Helfen kann jeder und jede. Die Gesamtschüler:innen zeigen wie es geht: Ob mit einer Klassenaktion oder aber auch als Teil einer größeren Schulveranstaltung. Sie haben schon viel ausprobiert, um ihre Projektkasse aufzufüllen. Der Verkauf von selbst gezüchteten bienenfreundlichen Pflanzen oder Honig sind nur zwei Beispiele von vielen. Weitere Infos zu dem Bienenprojekt in Leverkusen: www.mit-bienen-in-die-zukunft.de

Pädagogisches Programm auf dem NaturGut

Aus der langjährigen Kooperation mit der Gesamtschule Schlebusch ist auch das Bienenprojekt der Gesamtschule Schlebusch hervorgegangen. Seit Jahren hat es sich für Schulklassenbesuche am Bienenstand bestens bewährt, nicht in die hier üblichen Bienenkästen zu schauen, sondern in die afrikanische Variante, die sich auch Top Bar Hive nennt. Daraus hat sich nun aktuell und speziell für das Hilfsprojekt in Kamerun ein eigenes Programm mit dem Titel „Bienenpower Afrika“ entwickelt.

Von Mai bis September kann auf dem NaturGut Ophoven ein pädagogisches Programm für Schüler:innen der 8-10 Klasse gebucht werden. Mit Imkerhauben geschützt werden die Jugendlichen praxisnah an einfache Arbeiten eines besonderen Bienenvolkes herangeführt, das in einer afrikanischen Behausung untergebracht ist. Gleichzeitig erleben sie ein weitgehend vom Menschen unbeeinflusstes Bienenvolk und bestaunen den kunstvoll errichteten Naturwabenbau. Im Vergleich zur deutschen Imkerei wird schnell deutlich, wie einfach es für afrikanische Frauen sein kann, die Haltung von Bienen zu erlernen, um eigenen Honig verkaufen zu können. Zum Abschluss kosten alle ein Wabenbonbon der NaturGut Bienen und vergleichen den Geschmack mit einer Honigprobe aus der Savanne Kameruns. Interessierte Schulklassen können den Kurs hier buchen.

 

Kontakt

Reinhold Glüsenkamp
0178 3196047

E-Mail

Britta Demmer
02171 7349944

E-Mail