Pädagogisches Konzept
Grundlagen unserer pädagogischen Arbeit
Nie zuvor in der Geschichte sah sich die Menschheit mit so schnell verändernden Umweltbedingungen konfrontiert. Der globale Wandel in Klima und Ökosystemen, die Beschleunigung gesellschaftlicher und technischer Prozesse und die wachsende Ungleichheit der Bevölkerung stellen unsere heutige Lebensweise infrage. Deshalb ist es von höchster Bedeutung, ein nachhaltiges Zusammenleben in unseren Gesellschaften aktiv zu fördern, um eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen auf unserem Planeten sicherzustellen. Wir sind davon überzeugt, dass dies eine lösbare Aufgabe darstellt, wenn viele Menschen an einem Strang ziehen.
Unser Selbstverständnis
Als außerschulische Bildungseinrichtung profitieren wir von unseren jahrzehntelangen Erfahrungen in Umwelt- und Klimabildung mit Menschen aller Altersgruppen. Wir möchten Menschen aller Altersgruppen dazu befähigen, in der Zukunft Entscheidungen für eine lebenswerte Welt von morgen zu treffen und diese aktiv gestalten zu können. Diesem Ziel fühlen wir uns intensiv verpflichtet und richten unsere Bildungsarbeit daran aus, indem wir uns bei der Konzeption unserer Bildungsangebote an den Nachhaltigkeitszielen orientieren. Wir passen unsere Bemühungen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung den jeweiligen Zielgruppen an und setzen sie entsprechend um.
Daher verstehen wir uns als Bildungs- und Kompetenzzentrum für Nachhaltige Entwicklung und möchten alle Menschen aus der Region und darüber hinaus auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft begleiten. Es ist uns dabei ein großes Anliegen, die Menschen für eine zukunftsfähige Welt zu begeistern, anstatt die Probleme der Gegenwart übermäßig zu betonen. Nur eine positive Kommunikation und sinnstiftende, praktische Erfahrungen können die Kreativität und Motivation fördern, die es benötigt, um nachhaltige Entwicklungen anzustoßen und auf Dauer aufrechtzuerhalten.
„Nichts Großes ist je ohne Begeisterung erschaffen worden.“ – Ralph Waldo Emerson
Unsere Angebote sind primär dem Gebiet der Umweltbildung zuzuordnen, beinhalten stets Aspekte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung und verstehen sich gerade in den niedrigeren Altersstufen als Vorbereitung und Hinführung zu einer weiterführenden BNE in höheren Altersstufen. Wir sind davon überzeugt, dass Kinder auch schon im KiTa- und Grundschulalter empfänglich für die Vermittlung von Gestaltungskompetenzen sind (z.B. Auseinandersetzung mit Werten und Gerechtigkeit, Mitgestalten der eigenen KiTa/Grundschule, vgl. Singer-Brodowski 2018). Gerade bei den jüngeren Zielgruppen legen wir Wert auf eine effektive Annährung mit dem Thema, um eine Beziehung aufzubauen und damit den Grundzugang für Bildung für nachhaltige Entwicklung zu legen.
Wir orientieren uns bei der inhaltlichen Gestaltung unserer Kurse besonders an den Bildungsgrundsätzen für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Kindertagesbetreuung und Schulen im Primarbereich in Nordrhein-Westfalen, den Lehrplänen für die Schulen und an der Leitlinie BNE des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW:
https://www.schulministerium.nrw/sites/default/files/documents/Leitlinie_BNE.pdf
Besondere Schwerpunkte setzen wir auf die Themen Energie, Klimawandel, Ressourcen, Ernährung und Natur und Lebensräume. Dabei ist es uns wichtig, eine thematische Vielfalt anzubieten. Bei den Angeboten wird auf eine multiperspektivische und mehrdimensionale Betrachtungsweise geachtet und eine kritische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Inhalten ermöglicht. Die Zukunftsrelevanz der Themen ist stets von besonderer Bedeutung. In Kooperation mit den Kindergärten und Schulen möchten wir eine länger andauernde Auseinandersetzung mit unseren Kursthemen erreichen, die über die Zeit gezielt systemisches Denken fördert, Widersprüche, Zielkonflikte und Dilemmata aufdeckt und so eigenverantwortliche und partizipative Lernprozesse fördert. Bezüglich der Kursinhalte richten wir uns nach den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Wir ermöglichen als außerschulischer Lernort mit unseren Angeboten den Zugang zu hochwertiger Bildung (SDG4). Damit unterstützen wir die Teilnehmenden beim Erwerb der Kenntnisse und Kompetenzen, die notwendig sind, um zukunftsfähig zu denken und zu handeln.
Unsere Zielgruppen und Ziele
Unsere Angebote richten sich an Kinder und Jugendliche vom Kita- bis ins Oberstufenalter sowie Lehrerinnen und Lehrer und andere Erwachsene in der Region. Mit unseren zahlreichen Publikationen und verschiedenen Projekten erreichen wir bundesweit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die diese Gedanken für eine nachhaltige Gesellschaft unter den Bürgerinnen und Bürgern verbreiten.
Unser oberstes Ziel ist es, die Menschen für eine nachhaltige Gesellschaft der Zukunft zu begeistern. Dies erreichen wir dadurch, dass wir positive Emotionen in Bezug auf eine nachhaltige Lebensweise wecken und die vielen Vorteile einer nachhaltigen Gesellschaft kommunizieren. Wir möchten konkrete Handlungskompetenzen fördern, die es den Menschen ermöglichen, ihr individuelles Leben nachhaltig gestalten und gemeinsam gesellschaftliche Entwicklungen mitgestalten zu können. Wir wollen in diesem Zusammenhang ein grundlegendes gesellschaftliches Verständnis dafür schaffen, wie menschliches Handeln lokal und global mit Prozessen in Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft verknüpft ist.
Unsere methodische Herangehensweise
Wir decken mit unseren Bildungsangeboten nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch ein vielfältiges pädagogisches Spektrum ab. Grundlage unserer methodischen Arbeit bilden die Vorgaben der KMK Bildungsstandards (2004), die Lehrpläne NRW, die Leitlinie BNE des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW und verschiedene pädagogische und psychologische Konzepte. Uns ist es wichtig, dass eine Mehrheit der Kursteilnehmer*innen in unseren Kursen Kompetenzen im Sinne des Anforderungsbereichs III der KMK Bildungsstandards (2004) gewinnt. Wir führen unsere Teilnehmer*innen über das Verstehen und Bewerten von Zusammenhängen zur Prüfung und Weiterentwicklung der eigenen Werte und Haltungen. Damit stärken wir die eigene Urteilskraft der Menschen und befähigen sie, kooperativ Lösungsbeiträge für gesellschaftlich relevante Herausforderungen zu entwickeln.
Zur Vermittlung der Inhalte wählen wir alters- und entwicklungsgerechte, an die Zielgruppen angepasste Methoden aus, und legen Wert auf einen angemessenen Wechsel der einzelnen Sozialformen vom Plenum bis zur Einzelarbeit. Bei der Wahl der Methoden berücksichtigen wir zudem die verschiedenen Anforderungsbereiche:
Reproduktion: z.B. Geschichten, Naturerlebnisspiele, Bildbetrachtung, Beobachtung, Naturerfahrung
Anwendung: z.B. Collage, selbstorganisiertes Lernen, Stationenlernen, Spiele, Rollenspiel, Quiz, Kochen
Beurteilung: z.B. Mystery, Planspiel, Blitzlicht, Plakate, Feedbackrunde, Diskussion, Gespräch
Unser 6 ha großes Gelände mit verschiedenen Bereichen und Installationen und unser Kinder- und Jugendmuseum EnergieStadt bieten naturnahe Erlebnisräume und viele Möglichkeiten für anschauliches Lernen vor Ort (Place-Based Education, vgl. Sobel 2004).
Wir bemühen uns darüber hinaus fortwährend um viele Kooperationen mit lokalen Bildungseinrichtungen, um Bildungsprozesse auf Dauer nachhaltig gestalten zu können und über unsere Angebote hinaus zu fördern. In diesem Sinne halten wir intensiven Kontakt zu den Schulen der Region und helfen ihnen dabei, ihr eigenes BNE-Angebot auszubauen und weiterzuentwickeln.
Ein wichtiges Standbein unserer methodisch-psychologischen Arbeit bildet die Theorie des geplanten Verhaltens (Theory of Planned Behavior, Ajzen 1985) und vor allem seine Auslegung in Hamann, Baumann & Löschinger (2018). Hier fokussieren wir uns vornehmlich auf die persönliche ökologische Norm der Kursteilnehmer*innen und versuchen ihr Problembewusstsein, ihr Verantwortungsgefühl und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.
Unsere psychologische Herangehensweise beruht weiterhin auf dem Konzept von Niki Harré (2018). Wir planen unsere Kurse so, dass wir mit ihnen positive Emotionen hervorrufen und Nachahmungspotential (auch im Sinne unserer eigenen Vorbildfunktion) bieten; zudem bereichern wir unsere Kurse durch identitäts- und moralstiftende Inhalte. Mit diesen Maßnahmen maximieren wir die Handlungsmotivation der Kursteilnehmer*innen.
Eine weitere inhaltlich-methodische Herangehensweise, vor allem unserer Umweltbildungskurse, ist es, die Voraussetzungen für Resonanzerfahrungen mit der Natur zu schaffen (Rosa & Endres 2016), um so den Aufbau einer wechselseitigen Beziehung zwischen Teilnehmenden und Natur zu fördern.
Ausblick
Unser stetiges Ziel ist die Verbesserung und Weiterentwicklung unser Bildungsarbeit. Auch zukünftig werden wir uns den aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen stellen. Wir wollen verstärkt die Kompetenzen von Multiplikator*innen im Bereich BNE stärken. Wir wollen neue Zielgruppen wie z.B. bildungsferne Kinder erreichen, um möglichst viele Menschen dazu zu befähigen und zu ermutigen, sich für eine nachhaltige Gestaltung ihrer Zukunft zu engagieren. Dazu wollen wir uns noch intensiver auf lokaler und regionaler Ebene vernetzen, um so die nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene zu fördern.
Literatur
Ajzen I (1985) From Intentions to Actions: A Theory of Planned Behavior. In: Kuhl J, Beckmann J (Hrsg.) Action Control. SSP Springer Series in Social Psychology. Springer: Berlin, Heidelberg.
Hamann K, Baumann A, Löschinger D (2018) Psychologie im Umweltschutz. Handbuch zur Förderung nachhaltigen Handelns. 1. Auflage, Oekom-Verlag: München.
Harré N (2018) Psychology for a Better World. Working with people to save the planet. 2nd edition, Auckland University Press: Auckland, NZ.
Kultusministerkonferenz der Länder (2004) Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.12.2004. online abgerufen am 01.08.2022 unter https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Standards-Lehrerbildung.pdf
Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen. (Hrsg.) (2008): Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule NRW. Düsseldorf.
Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen. (Hrsg.) (2019): Leitlinie Bildung für nachhaltige Entwicklung Schule in NRW Nr. 9052. Düsseldorf.
Rosa H, Endres W (2016) Resonanzpädagogik. Wenn es im Klassenzimmer knistert. 2. Auflage, Beltz: Weinheim.
Singer-Brodowski M (2018) Executive Summary – Bildung für nachhaltige Entwicklung in das Herz der Frühkindlichen Bildung bringen. Wissenschaftliche Beratung Weltaktionsprogramm BNE. Freie Universität Berlin, Institut Futur. Abgerufen online am 02.08.2022 unter https://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/weitere/institut-futur/Projekte/Dateien/Executive-Summaries-_-Fru_hkindlich.pdf
Sobel D (2004) Place-Based Education: Connecting Classrooms and Communities. Closing the Achievement Gap: The SEER Report. NAMTA Journal 39: 61-87.
Leitlinie BNE des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW unter: https://www.schulministerium.nrw/sites/default/files/documents/Leitlinie_BNE.pdf
Kontakt
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