Kaum jemand weiß, dass die meisten Wildbienen in der Erde leben und deshalb nicht die klassischen Nisthilfen nutzen, die wir als Insektenhäuschen mit Bambusröhren oder gebohrten Holzblöcken bereitstellen. Knapp Dreiviertel aller Wildbienen in Deutschland sind bodennistende Arten. Doch die haben Wohnungsnot. Nicht nur Pestizideinsatz und Futtermangel machen den Wildbienen zu schaffen, sondern auch fehlende Nistplätze. „Sie brauchen sandige und trockene Böden, die möglichst vegetationsfrei sind. Leider gibt es solche Flächen immer weniger“, erklärt Matthias Rawohl, Leiter des Geländemanagements auf dem NaturGut Ophoven.
Deshalb hat das NaturGut Ophoven auf dem Gelände in der Nähe des Bienenhauses ein 50 m2 großes Sandarium angelegt. „Das Sandarium besteht aus sechs unterschiedlichen Sand-Lehmböden, sodass hier möglichst viele verschiedene Arten mit ihren speziellen Ansprüchen ihren Nistplatz finden können“, erklärt Frank Blewonska Papadopoulos, Vorarbeiter auf dem Gelände.
Da manche Arten ihre Nisthöhlen bis 50 cm tief graben, wurde die Fläche 20 cm tief ausgekoffert und 30 cm nach oben aufgebaut und mit einer Trockenmauer aus bergischer Grauwacke eingefasst. Optisch ist das Sandarium ein richtiger Hingucker. Die große Wurzel, die auf der Fläche ruht, ist aber nicht nur der Schönheit wegen dort abgelegt, erklärt Matthias Rawohl. „Das Holz dient gleichzeitig einigen Wildbienen, die in den nahen Bienenstationen nisten, als Verschlussmaterial für ihre Niströhren. Und die Mauer aus Grauwacke und die Steinhaufen sind ein optimaler Lebensraum für Eidechsen“.
Bienenexpertin Andrea Jakubzik, die regelmäßig die Wildbienenarten auf dem NaturGut Ophoven kartiert, und Imker Reinhold Glüsenkamp vom NaturGut Ophoven freuen sich über das Sandarium. Sie hatten die Empfehlung dafür gegeben. Das seit vielen Jahren bestehende Hautflüglerhaus mit Lehmwand, die Natursteinmauern und eine kleine Versuchsfläche vor dem Bienenhaus waren bereits Bemühungen, Erdbienen und andere grabende Insekten anzusiedeln. Mit Erfolg: Denn einige Arten wie die Pelz- und Trauerbiene, die Schornsteinwespe, die Fliegenspießwespe und die Gelbbindige Furchenbiene haben sich bereits eingefunden, so die Bienenexperten.
Außerdem siedelten vor ein paar Jahren Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Schlebusch erfolgreich die Frühlingsseidenbiene auf dem Gelände des NaturGut Ophoven an. Die Brutstätte der Wildbiene sollte durch einen Schulumbau zerstört werden.
„Wir sind zuversichtlich, dass sich hier bald weitere Wildbienen und andere grabende Insekten ansiedeln, wie die Fliegenspießwespe, die bereits kurz nach der Fertigstellung das Sandarium erkundet hat“, berichtet Rawohl. Der Leiter der Geländepflege betont die Bedeutung eines kontinuierlichen Artenmonitorings, um das Gelände auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse stetig im Sinne der Artenvielfalt weiterentwickeln zu können.
Eine hervorragende Grundlage für das Monitoring hat Andrea Jakubzik gemeinsam mit ihren Kollegen Klaus Cölln und Hand-Jürgen Martin mit der Studie „Eine gelungene Kombination aus Denkmalpflege, Umweltbildung und Artenschutz, dargestellt am Beispiel der Wespen und Bienen des NAturGut Ophoven in Leverkusen-Opladen“ gelegt, die erst kürzlich veröffentlicht wurde. Sie stellten bei ihrer Kartierung fest, dass das Gelände des NaturGut Ophoven in Bezug auf Bienen und Wespen artenreicher ist als der Botanische Garten in Bonn.